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AUFRUF DES CONGRESO NACIONAL INDÍGENA (CNI) – INDIGENER REGIERUNGSRAT (CIG)

AUFRUF DES CONGRESO NACIONAL INDÍGENA (CNI) – INDIGENER REGIERUNGSRAT (CIG) – ZUR TEILNAHME AN DER VOM EZLN ANGESTOSSENEN MEXIKO WEITEN »INITIATIVE FÜR DAS LEBEN«UND ZUR TEILNAHME AN DER DEZENTRALEN AKTION »VOR 500 JAHREN – DER BEGINN DES WIDERSTANDS«

An den Ejército Zapatista de Liberación Nacional – EZLN.

An die Pueblos Mexikos.

An die Pueblos, die Völker der Welt.

An die Sexta Nacional und Internacional.

An die Netzwerke des Widerstands und der Rebellion.

Als Koordinierungs- und Fortführungskommission des Congreso Nacional Indígena (CNI) – Indigener Regierungsrat (CIG) informieren wir, dass wir – eingeladen durch den Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN) – 13 Compañeras und Compañeros des Congreso Nacional Indígena und der Frente de Pueblos en Defensa de la Tierra y el Agua [FPDTA: Zusammenschluss der Pueblos in Verteidigung von Land und Wasser] – ernannt und bevollmächtigt haben. Sie sind die Repräsentant*innen unseres Kampfes innerhalb der Geographien des Landes Mexiko, dessen Originarios (1) wir sind und wo wir als indigene Pueblos, naciones, tribus, comunidades und barrios (2) leben. Sie nehmen Teil an der REISE FÜR DAS LEBEN – an deren ersten Etappe auf dem europäischen Kontinent.

Wir stehen bereit, die europäischen Länder zu bereisen. Wir haben die Reisepässe, die uns als Mexikaner ausweisen und die wir erlangen konnten, dank der Unterstützung des Kollektivs »Llegó la Hora de los Pueblos – Die Stunde der Pueblos ist gekommen«. Wir erhielten sie erst, nachdem fast alle Delegiert*innen diese zuerst abgelehnt und weitere Nachweise verlangt wurden, nochmals abgelehnt und weitere Nachweise verlangt wurden – da wir »Extemporäre – Unzeitgemäße« (3) sind. Nicht alle haben das geschafft und einige Comunidades, Gemeinden werden uns deshalb nicht begleiten können.

Das heißt, wir kommen als 13 Delegiertinnen und Delegierte; und als »Extemporäre« hat es uns viel Mühe gekostet, als Mexikaner anerkannt zu werden – um so mehr noch da wir ein Wort zu sagen haben und ein Gehör zum Zuhören und ein kollektives Herz, welches die Rebellion für das Leben der Pueblos, der Völker der Welt fühlt.

1. Wir sagen den schlechten Regierungen, dass wir bereits existiert haben, als es eine Regierung noch nicht einmal gab. Wir fordern vom Außenministerium, das Mandat der 177 Compañer@s, Mitglieder*innen des Ejército Zapatista de Liberación Nacional – die die Wort- und Zuhör-Vereinigung »Die Extemporäre – Die Unzeitgemäße« bilden – in keinster Weise zu behindern. Im besonderen fordern wir die Ausstellung der noch fehlenden 62 Reisepässe.

2. Heute – kurz vor dem Tag, um daran zu erinnern, dass vor 500 Jahren der kapitalistische Invasor nach México Tenochtitlán kam und sagte, er sei der Herr und bringe die Wahrheit, aufgezwungen durch Krieg und den Tod von tausenden Compañeros und Compañeras – fahren wir fort, Gerechtigkeit zu fordern, angesichts diesen Verbrechens. Wir wollen, dass die Schuldigen, die unsere Vergebung und unser Vergessen nicht haben und nicht erhalten werden, dafür zahlen.

Wir vergeben und vergessen nicht die Verbrechen der früheren oder jetzigen Regierungen, die Toten und Verschwunden gemachten der Pueblos und Comunidades des CNI – CIG, die Morde an dem zapatistischen Compañero Galeano, an Bety Cariño oder Samir Flores Soberanes, die Toten und Verschwunden gemachten von Santa María Ostula, die Toten des Concejo Indígena y Popular de Guerrero (CIPOG), die Massaker von Acteal und Aguas Blancas, das Verschwunden machen des Compañeros Sergio Rivera Hernández und der 43 von Ayotzinapa, die ungerechte Einknastung unseres Yaqui-Bruders Fidencio Aldama und die von Fredy García Ramírez, dem Verantwortlichen der CODEDI; und die konstanten Angriffe der paramilitärischen Gruppen, im Dienste derjenigen, die uns das Land entreißen, um es an die Bergbauunternehmen zu übergeben, die mittels der Mega-Projekte des Todes operieren.

Und wir wissen, dass überall im Land Trauer ist; in den Kollektiven, die für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfen, angesichts dieser Verbrechen, die Teil des Krieges gegen das Leben gewesen sind und die nicht aufgehört haben, unsere Auslöschung zu suchen.

Deshalb fahren wir fort, Gerechtigkeit zu fordern, auch wenn 5 Jahrhunderte vergangen sind, auch wenn seit Jahrzehnten die Straflosigkeit für Massaker und Verbrechen gegen die Menschlichkeit weiter besteht. Sie, die Regierungen von oben, möchten, dass wir es sein lassen, die Verschwunden gemachten zu suchen; dass wir die herrschende Straflosigkeit für die Schuldigen vergessen und unser Land aufgeben. Für sie sollten wir noch nicht einmal existieren.

IN DIESEM SINNE HABEN WIR ENTSCHIEDEN DIE MEXIKO WEITE INITIATIVE FÜR DAS LEBEN – ANGESTOSSEN DURCH DEN EZLN ZU UNTERSTÜTZEN. SIE WIRD BEGINNEN MIT UNSERER TEILNAHME AN DER SOGENANNTEN VOLKSBEFRAGUNG

AM 1. AUGUST – »ENTSPRECHEND UNSERER EXTEMPORÄREN MODI UND ZEITEN« – MIT DEM ZIEL EINE MOBILISIERUNG FÜR EINE KOMMISSION DER WAHRHEIT UND GERECHTIGKEIT FÜR DIE OPFER (ODER WIE IMMER SIE HEIßEN MAG) ZU STARTEN.

3. Die Invasoren und die Regierungen, die ihnen während 5 Jahrhunderten zu Diensten sind, haben gedacht, sie hätten uns vernichtet. Wir Pueblos auf dem Land bewahrten und bewahren jedoch die Hoffnung, hielten die Kerzen des Lebens am Leuchten – als grundlegender Auftrag, den wir als Kollektiv haben. Darum sagen wir – in dem wir nach unten schauen – wir glauben der Lüge nicht, die mit der Invasion kam, dass unser ehrwürdiges Land, das Wasser, die Wälder und Berge in Geld zu bewerten, zu messen sind.

Wir glauben nicht, dass die Geschichte aus dem Blickwinkel des Invasoren – sein Entstehen, Anwachsen und seine weltweite Ausbreitung – zu erzählen ist. Wir beanspruchen, sie zu erzählen als die eigene Geschichte. Und nur derart können wir eine neue Gegenwart und Zukunft annehmen – da Ausbeutung, Raub, Verachtung, Repression so alltäglich waren, dass wir uns daran gewöhnen, in unserem Land Mexiko und in unseren ganzen Welt.

Und weder waren noch sind es die europäischen Pueblos, die kamen, um die Invasion zu machen und Krankheit im Körper und in der Natur zu verbreiten. Denn die kapitalistische Lüge invadierte auch das westliche Gebiet, wo sie gleichfalls glauben machte, die Geschichte müsste aus der Perspektive des Ehrgeiz und der Zerstörung erzählt werden – indem sie diejenigen, die niemals gelassen haben zu kämpfen, unsichtbar machten.

Sie haben uns kein Ende gesetzt. Alle, die wir in Widerstand und Rebellion sind, bleiben – die wir die Madre tierra, die Mutter Erde verehren. Und 500 Jahre später haben wir nicht nur das Land, sondern bewahren es mit dem Leben. Wir sprechen weiterhin unsere Sprachen, träumen kollektiv, anerkennen uns in einer indigenen Identität, hören dem Denken, Fühlen der Vorfahren zu und vor allen Dingen sind wir die, die keine Angst haben.

Deshalb und in Anbetracht dessen:

– Dass der Disput um unsere Gebiete, unser Land sich durch das neue Gesicht des kapitalistischen Invasoren verschärft – er bleibt derselbe, jedoch tritt er in den verschiedensten Masken der Macht auf: Bergbauunternehmen, Mega-Projekte des Todes, bewaffnetet Gruppen von Militärs und Polizei, von Paramilitärs und Narco-Paramilitärs.

– Dass wir Pueblos originarios sind, die die Stimme erheben und uns organisieren. Und wir es brauchen es, die wahrhaftige Geschichte zu erzählen, die wir 500 Jahre lang geschrieben haben und die nicht aufhört, bis wir unsere Welt und unserer Madre tierra von der kapitalistischen Lüge – die bereits das gesamte Leben bedroht – befreit haben werden.

– Dass – während die Regierungen im Dienste des Invasoren den Versuch der Auslöschung feiern, indem sie von den europäischen schlechten Regierungen, die demselben Invasoren dienen, Entschuldigungen fordern – wir uns erinnern, die Auslöschung wurde nicht zu Ende gebracht. Sie steht aus, denn heute wie niemals zuvor braucht die kapitalistische Lüge das Leben, um es zur Ware zu machen.

– Und dass wir vielleicht vor der letzten Hoffnung stehen, die wir als Menschheit haben, um im Namen des Lebens dieser unserer Welt zu sprechen; dass die Compañeros und Compañeras Delegiert*innen des Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN), des Congreso Nacional Indígena (CNI) – Indigener Regierungsrat (CIG) und der Frente de Pueblos en Defensa de la Tierra y el Agua (FPDTA) in die europäischen Länder das Zuhören und das Wort bringen werden. Denn es ist der Moment, die wahrhaftige Geschichte aus dem würdigen Denken derjenigen, die wir unten weiterhin im Kollektiv existieren, zu erzählen – diese Geschichte, die wir kämpfend und uns organisierend gemacht haben.

WIR RUFEN DAZU AUF:

Die Pueblos, naciones und tribus originarias (1) in Mexiko und der Welt, die Organisationen und Kollektive [der Männer und Frauen], die Gerechtigkeit suchen – angesichts der schweren Verbrechen der vorherigen und der aktuellen Regierungen gegen die Leute, den Pueblo – die diejenigen, die auf Suche nach Gerechtigkeit für ihre Ermordeten und Verschwunden gemachten den düsteren Weg der schlechten Regierung gehen [müssen], diejenigen, die sich im Namen der Natur, der Umwelt organisieren und kämpfen vom Land oder der Stadt aus – teilzunehmen an der:

DEZENTRALEN AKTION

»VOR 500 JAHREN – DER BEGINN DES WIDERSTANDS«

13. AUGUST 2021

Das heißt, wir laden jede*n ein, sich zu mobilisieren – gemäß ihren*seinen Formen und Geographien, mit kleinen oder großen Aktionen – um den Widerstand und die Rebellion unserer Pueblos zu gedenken, die seit 500 Jahren für dieselbe würdige und gerechte Sache gekämpft haben – und um die Regierungen, die dem Invasoren dienen gegen Pueblos und Natur, zurückzuweisen – mit dem Blick auf die Hoffnung und das Saatkorn für eine lebendige Welt, in die alle Welten passen.

Hochachtungsvoll.

Juli 2021.

Für die vollständige Rekonstituierung unserer Pueblos.

Niemals mehr ein Mexiko ohne uns.

Comisión de Coordinación y Seguimiento del Congreso Nacional Indígena – Concejo Indígena de

Gobierno – Koordinierungs- und Fortführungskommission des Congreso Nacional Indígena – Indigener Regierungsrat.

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Anmerkungen der_die Übersetzer_in:

(1) Pueblos, naciones, tribus, comunidades y barrios originarios: Verbleibt im Original, da Selbstbezeichnung: wörtlich übersetzt: »originäre/ ursprüngliche Gemeinschaften/ Völker/ Gemeinden, Nationen, Stämme, Dörfer, Siedlungen«

(2) Originarios: Selbstbezeichnung; wörtlich übersetzt: »Originäre/ Ursprüngliche«

(3) Extemporäre: Das mexikanische Außenministerium verweigert die Ausstellung der Reisepässe u.a. mit der Begründung: »Ihre Geburtsakten sind nicht zeitgemäß, sind extemporär; Sie müssen beweisen, dass sie Mexikaner*in sind.«


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Kommentare

Eine Antwort zu „AUFRUF DES CONGRESO NACIONAL INDÍGENA (CNI) – INDIGENER REGIERUNGSRAT (CIG)“

  1. Avatar von Wolfgang Mayr
    Wolfgang Mayr

    am 14. September trifft in Wien eine Zapatistas-Delegation ein. Wir in Bozen, die Gesellschaft für bedrohte Völker, möchten einen Teil der Gruppe nach Südtirol einladen. Wir könnten unsere Autonomie vorstellen (auch ein zapatistisches Ziel), erkämpft in den 50er und 60er Jahren gegen den italienischen Staat, mit Unterstützung des damaligen sozialdemokratischen österreichischen Außenminister Bruno Kreisky. Er brachte das „Südtirol-Problem“ vor die UNO. Ende der 50er und anfangs der 60er Jahre überzog der Befreiungsausschuss Südtirol BAS das Land mit Anschlägen. Nach langen Verhandlungen zwischen Wien, Bozen und Rom entstand eine weitreichende Landesautonomie. Dieses Verfassungsgesetz wurde nur möglich, weil die damals starke KPI im italienischen Parlament dafür gestimmt hatte.
    Die Europäische Akademie könnte einen Autonomie-Workshop anbieten, anschließend Gespräche mit den Parteien im Südtiroler Landtag, der für die Verwaltung der Autonomie zuständig ist.
    Aufgrund der Autonomie konnte das Land Südtirol die Berglandwirtschaft erhalten. Inzwischen gibt es dort viele Experimente, naturnahe Landwirtschaft, beispielsweise. Mit der Übernahme von staatlichen Kompetenzen gingen die ehemaligen Groß-Kraftwerke italienischer Konzerne auf das Land Südtirol über. Die erneuerbare Energie ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Hinzu kamen viele genossenschaftlich betriebene E-Werke.
    Das Genossenschaftswesen ist der Träger der Südtiroler Landwirtschaft und eines Teils der Finanzwirtschaft. Die Raiffeisenkassen unterstützen mit ihrem Ethical Banking auch Projekte indigener Kooperativen beispielsweise in Ecuador.
    Bozen ist auch der Verwaltungssitz des Fairen Handels in Italien. Dieser ist in Südtirol über die damaligen „Dritte-Welt-Läden“ entstanden. Einige Bereiche, die für die Delegation interessant sein könnten.
    Ob Südtirols Autonomie ein interessantes Thema für die zapatistische Delegation sein könnte?
    Solidarische Grüße, Wolfgang Mayr
    http://www.gfbv.it und https://gfbv-voices.org
    http://www.provinz.bz.it; http://www.sev.bz.it; http://www.ethicalbanking.it; http://www.bioland.de; http://www.altromercato.it

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