An den Pueblo Mexikos.
An die Pueblos der Welt.
An die Sexta Nacional und Internacional.
An die Kommunikationsmedien.
Wir zeigen an und machen öffentlich, dass am 15. Februar [2022], um ca. 1:20 Uhr, Repressionskräfte aus Guardia Nacional, Bundesstaatspolizei von Puebla und Bezirkspolizei von Juan C. Bonilla in die Räume des Widerstands und der Organisierung Casa de los Pueblos – Haus der Pueblos Altepelmecalli eindrangen und sie zerstörten. [Die Casa ist] der kulturelle und politisch autonome Ort, der bis zum 22. März 2021 die Produktionsstätte des transnationalen Unternehmens Bonafont darstellte und welches die Grundwasservorkommen der Cholulteca-Region seit Jahren ausgebeutet und damit Raubbau betrieben hat.
Wir verurteilen aufs Schärfste die repressive Eskalation, die aus dem Inneren der Regierung des Kapitals kommt, die sich selbst zur 4T ernannt hat (2). Sie richtet sich gegen den Widerstand und den Kampf unserer Geschwister der Pueblos Unidos de la Región Cholulteca y de los Volcanes [Vereinigte Pueblos der Region Cholulteca und der Vulkane], die – die das kollektive Leben verteidigend – dieses Saatfeld des Todes in einen Raum des Zusammentreffens und des Austauschs verwandelt haben. Und dies in mitten des Beschlusses, das Proyecto Integral Morelos in [den Bundesstaaten] Morelos, Puebla und Tlaxcala durchzusetzen, welches eine Gaspipeline beinhaltet, die das Gebiet der Pueblos der Vulkane durchqueren soll – ein Gebiet, wo die Hoffnung, gemacht aus Rebellion und alten und neue Formen der Organisierung, sprießt.
Wir erklären uns im Alarmzustand – angesichts der möglichen Verfolgung der Schwestern und Brüder der Casa de los Pueblos Altepelmecalli. Wir machen die Regierung dafür verantwortlich, ihre bewaffnete Gruppe namens Guardia Nacional zu gebrauchen, um den Krieg des Geldes gegen das Leben zuzuspitzen. Wir machen sie dafür verantwortlich, die Geschäfte des Unternehmens Bonafont zu schützen, welches das Wasser unserer Pueblos raubt, für sich beansprucht, privatisiert und auf unmoralische Weise davon profitiert. Wir erleiden dadurch [plötzliche] Bodenabsenkungen und -einbrüche, die Austrocknung von Brunnen, Quellen, Flüssen und Bächen – wie es der Fall beim Metlapanapa-Fluss ist, den der Zusammenschluss der Pueblos der Region von Cholulteca und der Vulkane gegen dessen Ausbeutung und Kontaminierung durch Industrieparks verteidigt hat.
Wir zeigen an und machen die repressive Offensive der mexikanischen neoliberalen schlechten Regierung öffentlich, die sich gegen unsere Compañeras und Compañeros richtet, die – aus ihren Geographien heraus – die Fahne der Organisierung von Unten erheben, um uns dazu aufrufen, für das Leben zu kämpfen. WIR VERURTEILEN:
1. Die Ermordung des Compañero Francisco Vázquez, Präsident des Kontrollrates der ASURCO [Asociación de Usuarios del Río Cuautla – Vereinigung der Nutzer des Cuautla-Flusses], der die Stimme erhob gegen den Raub des Wassers der Gemeindeländereien, der Ejidos der Region von Ayala – durch die Inbetriebnahme des Wärmekraftwerks von Huexca, im Bundesstaat Morelos.
2. Die Kriminalisierung des Pueblo Otomí und des Compañero Diego García durch den Leiter dieser zweifelhaften Institution der schlechten Regierung, die sie INPI [Instituto Nacional de los Pueblos Indígenas – Nationales Institut der Indigenen Pueblos] nennen – welches als Gebetsmühle des Indigenismus und zur Klientel-Kontrolle innerhalb unserer Pueblos gedient hat – eine Institution, die einstmals ihre Büros dort hatte, was jetzt das Casa de los Pueblos – das Haus der Pueblos Samir Flores Soberanes darstellt.
3. Die Verfolgung des Consejo Supremo Indígena de Michoacán [Obersten Indigenen Rat von Michoacán] – angesichts seiner jüngsten Mobilisierungen gegen Verachtung, Rassismus und Beraubung und für den Abriss des empörenden Denkmals – bekannt als Los Constructores – Die Erschaffer – in Morelia, Bundesstaat Michoacán.
4. Die Gleichgültigkeit und kriminelle Komplizenschaft der Guardia Nacional – angesichts der Gewalt in Guerrero – währenddessen die Drogenkartelle die Gemeinden und Gemeinschaften des Consejo Indígena y Popular de Guerrero-Emiliano Zapata (CIPOG-EZ) angreifen. Diese widersetzen sich den extraktivistischen Megaprojekten und denunzieren die Komplizenschaft der Regierungen mit den narco-paramilitärischen Gruppen, welche unsere Geschwister ermorden und verschwunden machen.
5. Die Militarisierung des Isthmus von Tehuantepec, um das Megaprojekt des Interozeanischen [Industrie-] Korridors Salina Cruz – Coatzacoalcos durchzusetzen – und die illegale Besetzung der Ländereien unserer Gemeinschaften für dieses Projekt, wie es in der Binnizá-Gemeinde Puente Madera geschieht, die zu den kommunalen Gütern von San Blas Atempa, im Bundesstaat Oaxaca gehört.
6. Die Verwendung der Guardia Nacional und der bewaffneten Gruppen der Bundesstaaten und der Landkreise, um die Studenten*innen der ländlichen Normal-Schulen von Ayotzinapa, Tiripetío und Mactumatzá und ihre Forderungen nach Gerechtigkeit und [den entsprechenden] Voraussetzungen und Ausstattungen ihrer Schulen mit Repression zu überziehen.
Wir machen die mexikanische Regierung verantwortlich für diese eskalierende Repression gegen unsere Pueblos. Wir fordern, dass die Aktionen der Guardia Nacional und der Polizeikräfte beendet werden – gegen diejenigen, die sich der Ausbeutung-Zerstörung der Natur und dem Raub von Ländereien und gemeinschaftlichen Gütern der Pueblos originarios – durch die aufgezwungenen und vom mexikanischen Staat vorangetriebenen Projekte des Todes – widersetzen.
Wir rufen die indigenen Pueblos, Naciones und Tribus (3) Mexikos – sowie die verbündeten Organisationen und Kollektive – dazu auf, wachsam zu sein – angesichts dieser neoliberalen Repressionsflut, die von der kapitalistischen Regierung dieses Landes [bereits] angekündigt wurde – mittels des am 22. November 2021 im Offiziellen Bundes-Anzeiger veröffentlichten [Präsidenten-]Beschlusses. Dieser erklärt die Projekte und Bauten der Regierung zu [Angelegenheiten von] öffentlichem Interesse und nationaler Sicherheit – ein Vorwand, um seine Streitkräfte gegen jene Pueblos einzusetzen, die sich der Beraubung und der nie zuvor gesehenen Zerstörung des mexikanischen Landes widersetzen.
Wir rufen die Personen, Gruppen, Kollektive, Organisationen und Bewegungen in den Gebieten von SLUMIL K ́AJXEMK ́OP (auch unter dem Namen »Europa« bekannt) dazu auf, Mobilisierungen zu machen und Stellungnahmen abzugeben – gegen das transnationale Unternehmen Bonafont-Danone – das seinen (Haupt-) Sitz in Frankreich hat – sowie gegenüber den Vertretungen der aktuellen mexikanischen Regierung in Europa.
Für das Leben!
Solidarität und Unterstützung der Pueblos originarios des Congreso Nacional Indígena!
Hochachtungsvoll.
16. Februar 2022.
Für die vollständige Rekonstituierung unserer Pueblos.
Niemals mehr ein Mexiko ohne uns.
Congreso Nacional Indígena (CNI) – Indigener Regierungsrat (CIG).
EJÉRCITO ZAPATISTA DE LIBERACIÓN NACIONAL – EZLN.
Comisión Sexta.
übersetzt von lisa-colectivo malíntzin.
Quelle: https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2022/02/16/alto-a-la-represion-en-contra-de-los-pueblos-originarios-en-mexico/
Anmerkungen der_die Übersetzer_in:
(1) Verbleibt im Original, da Selbstbezeichnung; wörtlich übersetzt: »originäre/ ursprüngliche Bevölkerung/ Gemeinschaften/ Völker«
(2) 4T: »Vierte Transformation«; es ist eigentlich die offizielle neoliberale Regierungspolitik.
(3) Verbleibt im Original, da Selbstbezeichnung; wörtlich übersetzt: »indigene Bevölkerung/ Gemeinschaften/ Völker, Nationen und Stämme«
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